Mittwoch, 4. Februar 2009

Vom Lesen

Wenn ich lese, tue ich das oft in einer Art und Weise, die sich am Besten mit dem Wort konsumieren beschreiben lässt. Ich inhaliere Bücher sozusagen, sauge gierig jedes Wort auf, bekomme einen flüchtigen Rausch und…habe nach spätestens einem halben Jahr vergessen, was ich da eigentlich gelesen habe. In letzter Zeit kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: neuerdings entwickele ich richtige Ungeduld mit Büchern. Sie kommen nicht in Fahrt, sind zu langatmig, kommen in einer Sprache daher, die mich reizt (und zwar nicht im positiven Sinne), schlicht: sie langweilen mich.

Selten aber gibt es auch Bücher, bei denen ich mich zwingen muss, sie nicht zu verschlingen, sie bewusst Wort für Wort wahr zu nehmen, weil sie soviel Wahres und Schönes enthalten, das mir sonst verloren ginge. Genau so eines lese ich im Moment. Und heute Morgen offenbarte mir Seite 69 dieses Buches dieselbe Faszination, die ich für dieses Buch hege, in sich selbst für andere Bücher und beschreibt meine Gefühle so präzise, dass ich vor Überraschung eine Weile erstarrte:

„Das ist was Eigenartiges bei einer bestimmten Art von Büchern“, sagt sie, soweit ich mich entsinne. „Ich fange an sie zu lesen, und sie kosten mich Mühe, und schon beim Lesen weiß ich, dass ich das nur einmal im Leben machen werde, dass ich dieses Buch, das ich mir Satz für Satz erobern muss und das mich mit großem Glück erfüllt, nie wieder von Anfang bis Ende lesen werde. […] Das sind Bücher, deren Schönheit für mich wahrscheinlich nicht im Ganzen liegt, sondern in einzelnen Sätzen. Ich möchte sie nie mehr missen, sie müssen um mich bleiben, auch wenn ich praktisch alle Sätze herausgeholt habe, die für mich von Bedeutung waren, als ich sie gelesen habe, und ich das Buch eigentlich nicht mehr brauche, um sie noch einmal lesen zu können und jedes Mal wieder beeindruckt zu sein von ihrem Humor, ihrer Schäre, ihrem Ton und dem Verstand, dem sie entsprungen sind.“

Aus: "Die Erbschaft" von Connie Palmen

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